72h Schwarzbild
Aufzeichnungen in künstlicher Dunkelheit
2018
Im Schwarzbild sein, zwischen Bildern sein.
Ich erinnere mich an das zuvor gesehene und imaginiere das im nächsten Moment erscheinende Bild. 72h Schwarzbild basiert auf einem Experiment mit künstlicher Dunkelheit im Kirchturmzimmer des Linzer Mariendoms. Über 72h unterbreche ich das Primat meiner visuellen Wahrnehmung und zeichne das imaginierte Stadtbild an die mit Papier ausgekleideten Wände des völlig abgedunkelten Raumes. Künstliche Dunkelheit fungiert als Erzähltechnik, als inszenierendes Instrument von Sichtbarkeiten. Anstatt mittels korrekter Zeichnung den perspektivisch geordneten Raum einer Stadt zu reproduzieren, erschaffe ich eine ordnungslose Ansicht urbaner Erinnerungen. Der bewusste Verzicht auf meinen Sehsinn lässt ein multiperspektivisches, lückenhaftes und fraktales Stadtbild entstehen, welches sich jeglicher Form von Objektivierung verweigert. Die mit weißem Acrylstift gezeichneten Linien überlagern sich, durchkreuzen sich, ergänzen sich. Es gibt keine einheitliche Perspektive, keinen Fluchtpunkt, keine Hierarchie.